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Edgar Allan Poe – Ultima Thule (Illustration zu „Das Spukschloss“ von Malte S. Sembten), 2012

Fabian Fröhlich, Edgar Allan Poe, Ultima Thule, Malte S. Sembten, Das Spukschloss

Fassung 4

„Völlig umgewertet wurden im Falle Poes hingegen die ‚Geistwesen‘ und das ‚Licht‘. Spielten erstere in den überlieferten Nah-Todeserlebnissen die Rolle freundlicher, hilfreicher Schutzgeister und spiritueller Führer, erschienen sie Poe als Spukgestalten und dämonische Verfolger. Und das ‚überwältigende, kristallklare Licht‘, das die Gewährspersonen von Nah-Todeserlebnissen mit ‚Wärme, Freude, Schönheit, Liebe, Glück‘ verbinden, bedeutete für Poe das kalte, grauenerregende Symbol unwideruflicher Auslöschung.
Tekeli-Li …
Im Gegensatz zu den modernen Zeugen war Poe aus seinem Todeserlebnis nicht angstfrei und sinnerfüllt hervorgegangen. Dazu genügte ein Blick auf seine fotografischen Konterfeis der letzten Jahre, bis hin zu jener Daguerreotypie Edwin H. Manchesters vom 9. November 1848, die Sarah Helen Whitman das ‚Ultima Thule-Portrait‘ taufte — ‚als sei er eben noch dem äußersten Weltenrand des Schreckens entrissen worden‘, wie sie es beschrieb – und mit vier Zeilen seines Gedichtes ‚Dreamland‘ aus dem Jahre 1844 versah:

I have reached these lands but newly
From an ultimate dim Thule —
From a wild weird clime that lieth, sublime
Out of SPACE ­— out of TIME.“

Malte S. Sembten, „Das Spukschloss“

—–

„22. März. Die Finsternis war noch viel dichter geworden und wurde nur vom Widerschein des Wassers verdünnt, den der weiße Vorhang in unserem Angesicht zurückwarf. Schwärme ungeheurer und gespenstisch weißer Vögel flogen jetzt unablässig hinter jenem Schleier hervor und schrien ihr nimmermüdes Tekeli-Li!, während sie unserer Sicht entschwebten. Hierauf rührte sich Nu-Nu noch einmal auf dem Boden des Kanus; aber als wir ihn anfassten, gewahrten wir, dass er den Geist aufgegeben hatte. Und jetzt rasten wir in die Umarmung des Kataraktes hinein, der einen Spalt auftat, um uns zu empfangen. Doch da stieg uns mitten im Wege eine verhüllte menschliche Gestalt empor, weit gewaltiger in ihren Maßen als je ein Kind der Erde. Und die Farbe der Haut dieser Gestalt besaß die reinste Weiße des Schnees.“

Edgar Allan Poe, The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket, 1838 (Übersetzung von Malte S. Sembten)

 

Detail

Die Zeichnung ist die zweite Illustration für eine Kurzgeschichtensammlung von Malte S. Sembten, die Mitte 2013 erscheinen soll. Ausgangspunkt  war das „Ultima Thule“-Porträt von Poe, seine Erzählung The Narrative of Arthur Gordon Pym und natürlich Maltes Kurzgeschichte, die auf beides Bezug nimmt.

Das Bild ist eine als Negativ angelegte Tuschezeichnung, die ich eingescannt und mit Photoshop invertiert habe, um den „Weiß-auf-Schwarz-Effekt“ zu erzielen. Weil man bei dieser Technik während des Zeichnens nie so richtig sieht, wie das ganze im Endeffekt wirkt, habe ich immer wieder Scans gemacht, um mir die Zwischenergebnisse anzuschauen. Zum Glück. Nur deshalb ist die „Fassung 3“ erhalten geblieben, die ich inzwischen fast besser finde als das fertige Bild, obwohl sie weniger dem entspricht, was ich eigentlich vor hatte, weniger „antarktisch“ und lichtdurchflutet ist.

 

 


Zwei Illustrationen zu „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Der Rabe“ von Edgar Allan Poe, 1993


„‚Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?‘ —
‚Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. —‘

‚Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.‘ —
‚Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!'“

aus Johann Wofgang von Goethe, „Erlkönig“, 1782

„And the raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming,
And the lamp-light o’er him streaming throws his shadow on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted – nevermore!“

aus Edgar Allan Poe,“The Raven“, 1844

Die beiden Zeichnungen waren  private Auftragsarbeiten (leider weiß ich nicht mehr wie der Käufer hieß, d.h. wer die Originale hat), veröffentlicht wurden sie im Literaturmagazin Dandelion Nr. 3, 1993.