Vampira Bd. 13, Traumzeit-Dämonen – Entstehung eines Heftroman-Titelbildes
„In diesem Augenblick materialisierte vor ihr etwas, das die Unwirklichkeit verdichtete: Ein gewaltiger über dem roten Sand schwebender Quader, der aussah wie ein Klotz aus tonnenschwerer Dunkelheit! Die ganze Schwärze des Universums schien an diesem einen Punkt zusammengeballt zu sein, in einen Würfel gepresst, dessen Kanten und Konturen geschliffen scharf wirkten.
Lilith stockte der Atem Alle ihre Sinne konzentrierten sich auf diesen Block aus Finsternis, aus dessen Unterteil plötzlich gezackte Blitze in den Wüstenboden stießen und Sandfontänen aufwarfen. Lilith wurde von ein paar der „elektrisch“ aufgeladenen Körnern getroffen. Sie prasselten gegen die Hülle des Symbionten, der die Form eines rückenfreien, vorn aber bis zum Hals geschlossenen Catsuits angenommen hatte. (…)
Die äscherne Aura hüllte Lilith erneut ein. Eng anliegend wie eine dritte Haut, wenn man den Symbionten als zweite einstufte. (…) Zentimeter trennten Lilith noch von dem schwebenden Koloss, in dem sich – sie sah es jetzt deutlich – schreckliche, schemenhafte Gestalten tummelten.(…) Und wieder machte sie einen Schritt, den sie gar nicht wollte. Berührte noch nicht selbst, aber mit der äschernen Aura das Domizil der entarteten Wondjinas! (…)
Vor Lilith schnellte etwas aus dem dunklen Vorhang. Etwas, das wie ein narbiger, furunkelübersähter, eiternder Arm aussah, aber keiner sein konnte. Es war nur der Abdruck eines Dings, das dort, woher es auf Lilith zustieß, keine Form besaß. (…) Immer mehr Arme und andere, menschlichen Extremitäten nachempfundene Extremitäten stießen aus em nachtschwarzen Quader.“
Aus: Adrian Doyle (Manfred Weinland), Traumzeit-Dämonen, Vampira Bd. 13, S. 60f. und Apokalypse, Vampira Bd. 14, S. 13; © Bastei
Das ursprüngliche Titelbild für Band 13 der Heftromanserie Vampira entstand 1995 nach einer kurzen mündlichen Beschreibung der Szene durch den Redakteur: Wüstenartiges australisches Outback, im Vordergrund die Protoganistin im schwarzen, rückenfreien Catsuit, am Boden kauernd; in der Ferne ein tiefschwarzer, riesiger, schwebender Würfel, aus dessen Unterseite Blitze in den Wüstenboden schlagen; im Innern des Quaders schemenhafte, nicht näher beschriebene Dämonen.
Was mir damals nach dieser Beschreibung vorschwebte, war ein bisschen eine Mischung aus Caspar David Friedrich, Edgar Ende und den Monolithen-Szenen aus Kubricks 2001. Dem entsprechend stellte ich mir die Szene eher unspektakulär und sehr still vor, den Blitzen zum Trotz. Die Dämonen hielt ich für weniger wichtig als die tiefe Schwärze des Würfels, deshalb habe ich sie tatsächlich nur mit wenigen Strichen angedeutet. Ich glaube, ich wusste auch nicht, dass der Roman Traumzeit-Dämonen heißen sollte.
Manches mag ich an dem Bild, aber insgesamt funktioniert es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, und die Figur der Serienheldin im Vordergrund hat auch einige Schwächen (vor allem einen zu großen Kopf). Die Reproduktion ist auch nicht ideal; dass das Bild gespiegelt wurde, schadet ihm nicht, aber für den Druck wurde der Würfel im Verlag digital aufgehellt – aus nachvollziehbaren Gründen (damit man mehr von den titelgebenden, auf dem Repro-Dia aber praktisch unsichtbaren Ungeheuern erkennt), aber mit dem Ergebnis, dass der Würfel nun rotbraun statt tiefschwarz aussieht. Und von den Dämonen sieht man trotzdem nicht wesentlich mehr.
Die Vampira-Neuauflage nutzte ich 2011 als Gelegenheit, das Motiv, das mir im Grunde gut gefiel, nach 16 Jahren noch einmal zu malen und dabei anders an die Sache heranzugehen. Ein Vorteil war, dass ich diesmal den gesamten Text kannte. Die Grundidee war: Weniger Sonnenuntergangsstimmung, mehr Drama – wenn schon Blitze, dann auch mit Wumms. Der Würfel sollte näher herangerückt werden, um wirklich riesig zu wirken, und er sollte satt schwarz wirken, ohne dadurch seine Bewohner, die zu Dämonen mutierten Wondjina, vollkommen zum Verschwinden zu bringen. Um das zu erreichen, habe ich mich vor allem von einigen Zeilen aus dem Folgeband Nr. 14, Apokalypse, anregen lassen (die dargestellte Szene recht noch in den nächsten Roman hinein). Dort ist dann von den menschlichen Armen nachempfundenen Extremitäten die Rede, die sich aus dem Quader hinausbewegen, was eine gute Möglichkeit bietet, den einförmig schwarzen Block optisch ein wenig aufzubrechen.
Die Bleistift-Zeichnungen wurden mit Bleistift auf A4 gezeichnet, die fertige Reinzeichnung dann auf A3 hochkopiert und auf den imprägnierten Malkarton (40 x 55 cm) übertragen. Für die erste Malschicht benutze ich immer Acrylfarben; dabei geht es zunächst nur um die Verteilung von Hell und Dunkel und ggf. noch darum, welche Farbtöne ich letztendlich verwenden will, das kann aber auch ganz anders aussehen als beim fertigen Bild und bleibt in jedem Fall wesentlich skizzenhafter.
Nachdem die Acryl-Untermalung fertig war, gefielen mir die frei gezeichneten Klauen nicht mehr, ich wollte sie dann doch lieber etwas humanoider und etwas realistischer darstellen, also habe ich sie nach Fotos meiner eigenen Hände neu gezeichnet, im Bild die entsprechenden Stellen weiß abgedeckt, die Zeichnung übertragen und die Hände neu gemalt.
Auf die Untermalung folgen zwei komplette Schichten mit Ölfarben (von denen die erste weniger sorgfältig ausgeführt ist) und schließlich noch Lichter und weitere Details. Für gesprühten oder gesprenkelten Stellen wie hier die äscherne Aura um die Figuren und die Funken um die Blitze benutze ich am liebsten Zahnbürsten. Als letzter Arbeitsschritt bekommen die Blitze ihre weißen Kerne.
Der Roman erschien am 18. Oktober 2011.
Titelbilder für die Neuauflage der Heftromanserie Vampira, 1994/1995/2011
Am 3. Mai 2011 startete die Neuauflage der zweiwöchentlich erscheinenden Grusel-Heftromanserie Vampira im Bastei-Verlag – mit neuem Logo, aber zum Teil mit den ursprünglichen Titelbildern (die Texte sind die gleichen geblieben oder wurden minimal überarbeitet). Meine Cover aus den 90er-Jahren und mehr Informationen über die Serie gibt es hier. Das Cover von Bd. 3 ist der Nachdruck eines Bildes von 1994 (ursprünglich das Cover von Bd. 9), Bd. 7 ein Nachdruck von 1995. Im Oktober 2011 folgt Band 13 mit einem neu gemalten Bild.
Übersicht über alle Bände der Neuauflage bei Literra.
Cover: © Bastei Lübbe
Red Alert, 2009
Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm. Das Gemälde ist eine Hommage an Red Alert von Hito Steyerl, eine meiner Lieblingsarbeiten auf der documenta 12.
Titelbilder für die Heftromanserie Maddrax, 2000
Maddrax ist eine seit dem Jahr 2000 zweiwöchentlich erscheinende Heftroman-Serie aus dem Bastei-Verlag, die die Genres Science-Fiction, Horror und Fantasy verbindet. Die Handlung dreht sich um den ehemaligen United-Air-Force-Piloten Matthew Drax, der etwa 500 Jahre in die post-apokalyptische Zukunft der Erde geschleudert wird.
Neben der ursprünglichen, bis Band 100 verwendeten Rota-Seite habe ich zwei Titelbilder beigesteuert, die nach Beschreibungen des zuständigen Redakteurs, Michael Schönenbröcher, entstanden.
Die Autoren der beiden Romane: Jo Zybell (Bd. 10) und Bernd Frenz (Bd. 22).
Mehr über Maddrax z.B. im umfangreichen Maddraxikon oder in einem aktuellen, sehr schönen Beitrag des Deutschlandfunks.
Cover: © Bastei Lübbe
Illustrationen für Von Heiligen und Mördern von Brian Hodge, 1999
Das Buch Von Heiligen und Mördern, die deutsche Erstausgabe zweier lose verknüpfter Novellen von Brian Hodge, erschien 1999 mit 13 Innenillustrationen in der von Frank Festa herausgegebenen Edition Metzengerstein im Blitz-Verlag. Im Englischen erschienen die beiden Geschichten zuerst in den von Poppy Z. Brite herausgegebenen Anthologien Love in Vain 1 (1994) und 2 (1995). Die erste Novelle, „Die Alchemie der Stimme“ (The Alchemy of the Throat) war nominiert für den Bram Stoker Award, die zweite, „Von Heiligen und Mördern“ (The Dripping of Sundered Wineskins) für den World Fantasy Award.
Ich liebe die beiden Geschichten sehr; der Auftrag, sie zu illustrieren, war ein wirkliches Geschenk.
Das von Malte S. Sembten gestaltete farbige Buchcover basiert auf zwei von keltischer Kunst inspirierten Initialen, die ich ursprünglich schwarz-weiß (mit Acrylfarben) gemalt hatte.
Cover: © Blitz
Illustrationen für die Edition Metzengerstein und den Festa Verlag, 1996–98
Henry Whitehead (1882–1932) war ein amerikanischer Horror- und Fantasy-Autor aus dem Umfeld H. P. Lovecrafts. Sein Porträt (angereichert mit Motiven aus seinen Erzählungen „Der persische Ghoul“, „Narbengewebe“ und „Bothon der Atlanter“ ) wurde 1997 als Cover für den von Marco Frenschkowski im Rahmen von Frank Festas Edition Metzengerstein herausgegebenen Erzählungsband Der persische Ghoul verwendet. Das Coverdesign und die farbliche Bearbeitung des Bildes stammen ebenso wie die Übersetzung der Texte von Malte S. Sembten.
Das mit Acrylfarben gemalte Lovecraft-Porträt erschien 2007 als Innenillustration in der Anthologie Lovecrafts Dunkle Idole im Festa Verlag . Das Buch ist eine Zusammenstellung von Kurzgeschichten einiger Autoren, die der amerikanische Schriftsteller Howard Phillips Lovecraft besonders schätzte.
Das als Cover für das Buch von Eddie Angerhuber gedachte, ebenfalls mit Acrylfarben gemalte Bild des Nachtfalters wurde nicht verwendet – und unabhängig davon ob man es mag oder nicht (ich selbst mag die Darstellung des Ligusterschwärmers, den Rest aber weniger), muss man sagen, dass es tatsächlich nicht zum Erscheinungsbild der Edition gepasst hätte.
Als letzte Arbeit für die Edition Metzengerstein entstanden die Illustrationen für Von Heiligen und Mördern von Brian Hodge.
Cover: © Festa